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Etappe 8 – Periyar

von
vanilleschoten

1001 Gewürzgarten, indische Schokolade und eingedampftes Rindercurry mit höllisch scharfer Sauce

ich bin da! Der Periyar-Nationalpark liegt an der Grenze zwischen Tamil Nadu und Kerala mitten in den Cardamom-Bergen, und dieser Name ist natürlich Programm. Cardamom, Pfeffer, Zimt, andere Gewürze und natürlich Tee sind nämlich neben den Touristen die Haupteinnahmequellen in dieser hübschen Region.

Pietà auf der Hauptkreuzung von Kumali

Um gleich einmal mit dem Stichwort „hübsch“ zu beginnen: Ja, die Gegend hier ist wirklich reizend, aber das Wetter ist es nicht. Es regnet zwei- bis dreimal am Tag, meine vor ein paar Tagen gewaschene Wäsche wird niemals trocken, und ich verliere alle zwei Tage einen Regenschirm, nämlich immer dann, wenn es einmal nicht regnet. Wenn sich jedoch die Nebel mal ein bißchen lichten, dann ist selbst das Städtchen Kumali (manchmal auch Kumily geschrieben) richtig nett anzusehen, mit seiner langen Hauptstraße, in denen sich ein Gewürz-Souvenirladen an den nächsten reiht. Bei einigen davon bin ich schon Stammkunde und frage die Leute nach linguistischen und kulinarischen Details.

Gewürze – Souvenir der Cardamomberge

Der Nationalpark interessiert mich nicht allzusehr; man könnte dort auf Elefantenrücken nach Tigern oder anderen Wildtieren suchen, aber selbst bei besserem Wetter stehen die Chancen auf eine wirkliche Sichtung nicht allzu gut. Also besuche ich lieber die Gewürzgärten der Umgebung. Während es hier recht große Pfefferplantagen gibt, oft kombiniert mit Tee, werden andere Gewürze auch heute noch überwiegend in privaten Gärten angebaut, das heißt, vielleicht ein Hektar Fläche und wie ein botanischer Garten vollgepackt mit allem, was gut riecht.

Endlich wieder Schokolade!

Pfeffer und Cardamom sind hier im Gebiet heimisch, aber man findet in den Gärten auch Muskatnüsse, Gewürznelken, Zimt und sogar das neuweltliche Piment, und dazu noch so Zeug wie Zitronengras, Curcuma und Chili, die natürlich in ganz Indien wachsen. Gegen eine Gebühr führen die Gartenbesitzer (soferne sie Englisch können) gerne Besucher durch den Garten, und mir kommt vor, daß sie damit mehr Geschäft machen als mit dem Verkauf der Gewürze, denn die Preise sind wirklich jämmerlich, etwa 4€ für einen  Kilo fertigen schwarzen Pfeffer (klar zahlt der Touri im Souvenirladen ein Vielfaches davon).

… und die zugehörigen Kakaobäume

Gewürze hatte ich bereits bei meinem Ausflug in die Backwaters und auch im Nilgiri-Gebirge östlich von hier gesehen, aber die Gärten hier sind wirklich besonders schön und gepflegt, wohl auch deshalb, weil sie die längste Tradition haben. Daß hier mit Nelken und Muskat zwei indonesische Gewürze angebaut werden, wundert mich nicht sehr, und auch die Vanille kam nicht unerwartet; eine Überraschung waren aber die Pimentbäume. Besonders hochwertig scheinen mir die Pimentbeeren hier nicht zu sein, aber dafür habe ich gelernt, daß Pimentblätter (anders als die Beeren) auch in der lokalen Küche verwendet werden, und zwar nicht ganz unerwartet zu Biriyani. Da sie nach Muskat und Nelken riechen, erscheint das auch ganz vernünftig; aber ich erinnere mich mit einem gewissen Zweifel, daß ich in Orissa auf die Frage, wozu man den Kümmel verwende, schon die gleiche Frage bekommen habe. Ist “Biriyani” die Standard-Antwort, weil dort alles reinpaßt?

Kombinierter Anbau von Tee und Pfeffer

Ich fand dort tatsächlich auch ein Gewürz, von dem ich zuvor noch nichts wußte: Mango-Curcuma. Planze und auch Wurzelstock gleichen der gewöhnlichen Curcuma (sind allenfalls etwas größer), aber das Rhizoma hat zusätzlich zum Curcuma-Aroma auch eine deutliche Note von unreifer Mango. Angeblich wird der Wurzelstock frisch zum Kochen vewendet, aber ich konnte keine Details in Erfahrung bringen.

Pulusheri

Außerdem ist Kerala auch ein Kernland des Ayurveda, der „Wissenschaft vom langen Leben“, und entsprechend gibt es viele Gärten, die Heilpflanzen anbauen. Auch solche kann man besuchen, und die Leute sind dort weniger an Touristen gewöhnt als in den Gewürzgärten, die offenbar in der Saison von Touristenbussen richtiggehend überschwemmt werden. Im Rosa-Mistica-Garden (ja, war recht nebelig!) weigerten sich die Leute sogar, Geld anzunehmen, nachdem sie mich zwei Stunden bei Regenfall durchs schlüpfrige Gebiet geführt und dabei tausendundeine Frage nach den komischsten Pflanzen beantwortet hatten.

Trockener Rinder-Curry

Die kulinarischen Genüsse in Kumali sind sehr befriedigend. Es gibt ein paar einfache und ein ganz gutes Restaurant, das mit (Du wirst es schon fast erwartet haben) einem ausgezeichneten beef curry glänzt und auch ein hochwürziges, recht trockenes beef fry anbietet, also scharf mariniertes Rindfleisch, das in der Pfanne angebraten und mit einem Schuß Kokosmilch fast bis zur Trockenheit eingedampft wird. Ebenfalls begeistert hat mich das pulissheri, ein mit Curcuma gelbgefärbtes und mit viel frischem Chili geschärftes Joghurt, das als kulinarischer İ-Punkt einfach so am Tisch steht. Pulissheri wird übrigens mit rohen, grünen Chilis gewürzt, besonders der ganz kleinen kanthari-Sorte, einem Tabasco-Verwandten mit ganz explosiver Schärfe.

Curry aus roten Rüben

Am Ende der Rosa-Mistica-Führung gab leider die Kamera den Geist auf, und eine nähere Analyse zeigt, daß der Fokus in meinem Standard-Zoom-Objektiv klemmt. Das bedeutet: Da ich mit dem Weitwinkel allein nicht reisen kann, hat die Reparatur höchste Priorität. Am Sonntag fahre ich daher in die nächste größere Stadt, das ist Kottayam, und versuche, es am Montag dort repariert zu bekommen, eine Adresse habe ich glücklicherweise schon. Wie das mit weiteren Destinationen in Kerala aussieht, kann ich Dir nicht sagen, aber auf den Strand in Varkala muß ich wohl verzichten; ich hoffe aber noch auf das historische bedeutende Kolikode (Calicut), den ursprünglichen Anlegeplatz von Vasco da Gama.

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